»Und selbst ein Lügner kann vor lauter Angst die Wahrheit sagen, so wie ein ehrlicher Mensch gefoltert werden kann, bis er lügt.« – William Faulkner, Licht im August
Autor: Thomas Brucher
Phantasma
»Wozu dient das Objekt? Dazu, der Angst eine sexuelle Existenz zu verleihen. Narziß gelingt das nicht. Er ist in einer anderen Dimension. Seine nicht an ein Objekt gebundene Angst kehrt zu ihm zurück, und wenn er in diesem Zurückschnellen erkennt, daß der andere in der Quelle nur er selbst ist, hat er einen psychischen Raum… Phantasma weiterlesen
Eurydike
»Die Geschichte von Eurydike ist mißverstanden worden. Die Geschichte handelt eigentlich von der Einsamkeit des Todes. Eurydike ist in ihrem Totenhemd in der Hölle. Sie glaubt, Orpheus liebe sie genug, um sie retten zu kommen. Doch am Ende ist Orpheus‘ Liebe nicht stark genug. Orpheus läßt die geliebte Frau zurück und kehrt zum eigenen Leben… Eurydike weiterlesen
Dionysisch
»Das Element der Zerreißung und Zerfleischung, das zum Kern des Dionysosmythos gehört, lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Thematik des Oralen, die für den Mythos wie für den Kult des Gottes in beherrschendem Ausmaße kennzeichnend ist.“ Die Oralität besteht in der Einverleibung des geliebten Objekts und seiner eruptiven Ausstoßung. Es gibt kein Behalten zwischen Aufnehmen und… Dionysisch weiterlesen
Prosymnos
»Als Dionysos umherirrte, um seine Mutter Semele in der Unterwelt zu suchen, traf er einen Jüngling namens Prosymnos, der sich erbot, ihm den Weg zur Unterwelt zu zeigen, wenn er ihm zu Willen wäre. Dionysos erklärte sich dazu bereit, wenn er aus der Unterwelt zurückgekehrt sei. Darauf zeigte ihm der Jüngling den Weg, und Dionysos… Prosymnos weiterlesen
Intolerabel
»Es ist der menschlich intolerable Tod, der Widerspruch des gewussten Todes, das Urtrauma der Sterblichkeit, welches das Urphantasma der Urabwehr Todestrieb, introjektiv wie zumal projektiv, provoziert; zumal projektiv, denn in der tötenden Usurpation des Todes, der Krake dieses Gottes, der Allausbreitung des Kriegs über die ganze Erde, vollendet sich die Apotheose von Menschheit – apokalyptisch… Intolerabel weiterlesen
Denkbar
»Der »Versuch« – zu verstehen als eine verändernde Erprobung seiner selbst und nicht als vereinfachende Aneignung des anderen zu Zwecken der Kommunikation – ist der lebende Körper der Philosophie, sofern diese jetzt noch das ist, was sie einst war: eine Askese, eine Übung seiner selbst, im Denken.« – Michel Foucault, Der Gebrauch der Lüste
Andersartig
»Die Philosophie, was ist sie, wenn nicht eine Weise, nicht so sehr über das was wahr oder falsch ist zu reflektieren als über unser Verhältnis zur Wahrheit. (…) Denn Philosophie ist eine Bewegung, mit deren Hilfe man sich nicht ohne Anstrengung und Zögern, nicht ohne Träume und Illusionen von dem freimacht, was für wahr gilt,… Andersartig weiterlesen
Zurückgang
»Denn Philosophieren heißt suchen, und das impliziert, daß es Dinge zu sehen und zu sagen gibt. Heute aber sucht man kaum. Man »geht zurück« auf die eine oder andere Tradition, man »verteidigt« sie. Unsere Überzeugungen fußen weniger auf erkannten Werten oder Wahrheiten, als auf den Lastern und Irrtümern derer, die wir ablehnen. Wir lieben wenige… Zurückgang weiterlesen
Krankheit leben
»Irgendwann sucht man sich einen letzten Ort, der wie eine Rückkehr zu sich selbst ist, wo man sich von dem befreit, wozu einen das Leben gezwungen hat. Es muss nicht eine Hütte in den Wäldern sein, es kann auch eine Krankheit sein.« – Manfred Köhler