Engrammatik

Engrammatik

Sie strukturiert nicht die äußere Sprache – ein spätes, ungenaues Werkzeug –,
 sondern die Weise, wie Erlebtes innerlich weiterlebt und sich in Worte bahnt.

Engrammatik spricht, ohne zu sprechen.
Sie schweigt mit Bedeutung.

Erfahrungen hinterlassen Spuren,
prägend wie beim Schreiben ohne Farbband:
ein Abdruck des Gelebten im Innern.
Wie Licht, das durch Risse fällt und eigene Bedeutungen streut.

Engrammatik kennt keine Syntax, nur Resonanz.
Ihre Zeichen sind Enigmen, keine Buchstaben,
sondern Wiederholungen, Wiederbelebungen, verklingender Vorhall.

Sie ist subjektiv, fragmentarisch, widersprüchlich.
Sie widersetzt sich der Objektivierung –
denn das, was war, ist nie so, wie es erzählt werden kann.
Nur so, wie es in uns überdauernd fortwirkt.

In der Engrammatik wird Erinnerung nicht linear erzählt, sondern verwebt.
Wie Narben, die nicht in Zeilen, sondern in Muster sprechen.

Der Körper ist ihr Archiv.
Die Sprache: ein spätes, ungenaues Werkzeug,
um das Unsagbare zu ahnen.
Jeder Satz, der aus Engrammatik entsteht,
ist ein Kompromiss zwischen Stille und Mitteilung.

Engrammatik ist kein System.
Sie ist eine Geste der Annäherung –
ein tastender Versuch, das eigene Erinnern zu lesen:
mit dem Herzen, mit der Haut, mit der fotografischen Kamera.
Im Moment des Erkennens. In Stille.